Qualität GR-24

Aus GH-Lounge

Version vom 10. September 2013, 16:08 Uhr von Jochene (Diskussion | Beiträge)

!!! NOCH IN ARBEIT !!!


Winfried Schüngel hat uns diesen Bericht zur Verfügung gestellt.

Einen herzlichen Dank für diesen tollen Bericht.

Wie versprochen werde ich mich gleich mal über einen GR-24 hermachen.

Es geht um eine Analyse der Fertigungsqualität. Die Ergebnisse sind, da ich ja nur ein Muster habe, nicht relevant für die ganze Serie, da es ja bekannterweise von Los zu Los Streuungen gibt. Je nachdem, wie der Hersteller seine Prozesse im Griff hat, kann diese Streuung von sehr gut bis grottenschlecht gehen. Ich werde keine Schaltungs-Analyse durchführen, sondern nur mal sehen wie das Zeugs gelötet ist und ob es irgendwo versteckte Fehlerursachen geben könnte. Zu Grunde gelegt bei der Bewertung der Lötstellen wird der IPC Standard. Die Bewertung dieser Merkmale ist natürlich auch ein wenig objektiv, aber ich vertraue da auf meine fast 33 jährige Erfahrung auf dem Gebiet. Alle Prüfungen sind optischer Natur, es wird also nichts eingeschaltet. So, genug der heeren Worte.


Darf ich mich vorstellen: Ich bin der GR-24 No. 33512 Serien Nummer:CABB04R2122C Geboren wurde ich in China, irgendwo hinter der Mauer.

Ich wurde aus vielen Einzelteilen zusammengewürfelt und ich hoffe, mein Hersteller hat diese Teile nicht beim Brooker um die Ecke gekauft.

So sehe ich (noch) aus:

Gr24 1.jpg

Hier mal ein erster Eindruck zur Ausrichtung der Pfostensteckverbinder:

Gr24 3.jpg

Gr24 2.jpg

Kommentar des Prüfers: Im Limit !

Zum oft angesagten Geradebiegen der Pfostenstecker werde ich nachher noch was sagen.

Ich hole jetzt erst mal Werkzeug um das Ding zu knacken.


Und es geht weiter.

Das mit dem Taster sieht ja jeder Blinde. Hier ist natürlich eine mögliche Fehlerquelle! Also bitte beim Einbau darauf achten, dass nicht irgendwas auf den Taster drückt. Dann ist ENDE mit lustig. Hier würde ich das Gehäuse insoweit ändern, dass der Taster nur mit einem Werkzeug zu bedienen ist.


Jetzt aber mal weiter mit dem Qualitätsbericht. Wir haben ja 2 Platinen im Empfänger. Diejenige, wo die Antennen drauf gehen, nenne ich jetzt nur noch HF-Board, die Hauptplatine nenne ich jetzt Digital-Board. Zu diesem komme ich zuerst. Der Löt-Prozess war wohl im SMT Bereich Reflow-Löten, die Bauteile sind, da sie sauber ausgerichtet sind, mit einer Pick and Place Maschine gesetzt, Lötzinnmenge ist gut, Schablonendicke für die Lötpaste stimmt also.

Was mich stört ist die Tatsache, dass anscheinend bleifrei gelötet wurde was aus dem matten Bild der Lötstellen hervorgeht. Mittlerweile gehen fast alle Hersteller wieder zum verbleiten Lötprozess über, da die Lötqualität besser ist und die Vorschädigung der Komponenten durch die niedrigere Löttemperatur bei bleihaltigem Zinn geringer ist. Im Automotiv Bereich und bei einigen sicherheitsrelevanten Teilen ist bleifrei sogar verboten.

Weiter mit unserem Empfänger. Es hat nach dem Reflow Lötprozess eine Sichtkontrolle stattgefunden, ersichtlich weil einige Lötstellen von Hand nachgelötet wurden.

Weiterhin wurden die THT Bauteile, also diese, wo noch die Beinchen durch die Platine gesteckt und dann verlötet werden, von Hand nachgesetzt und auch von Hand gelötet, Leider hat es dabei einige Lötperlen gegeben von denen eine so groß ist, dass sie , wenn sie im Empfänger rumkugelt, einen Kurzschluss verursachen kann! Laut IPC Norm ist diese Lötkugel zu groß und hätte entfernt werden müssen. (Bilder kommen noch)

Wie und ob der Empfänger einen elektrischen Test durchlaufen hat, kann ich nicht beurteilen, Ein In Circuit Test, bei dem die Bauteile von Prüfnadeln kontaktiert und gemessen werde scheidet jedenfalls aus da keine Messpunkte vorhanden sind und auch keine Einstiche von Prüfnadeln zu erkennen sind. Ich schätze mal. es gibt nur einen Funktionstest, Das wäre aber auch ok so. Schlechte Lötstellen auf dem Digitalboard habe ich keine gefunden.

Hier ein Bild von der besagten Zinnkugel auf dem Digital Board. Die gehört einfach da nicht hin! Irgend wann rappelt die sich los und macht an den Prozessorbeinchen einen Kurzschluss.


So, jetzt mal eine Nahaufname von guten Lötstellen an einem der beiden IC's auf dem HF Board.


Leider sehen die aber nicht alle so gut aus. Auf dem nächsten Bild sieht man, dass die Kontaktflächen am IC nicht benetzt sind und das Zinn eine Kugel gebildet hat.

Das sieht jetzt schlimm aus, weil man vermuten könnte, die Beinchen seien gar nicht gelötet. Aber Die sichtbare kupferfarbene Kontaktfläche ist abgstanzt und nimmt oft kein Zinn an. Die eigentliche Kontaktierung findet bei dieser IC Gehäuseform auf einer versilberten Fläche unter dem IC statt Und genau das wollte ich in den Röntgenbildern sehen.

Jetzt ein Bild von einem Masseanschluss des Prozessors auf dem Digitalboard. Hier kann man sehen, dass das Zinn wirklich weggeflossen ist (oder gar nicht da war) Auch hier hilft nur das Röntgenbild weiter.


Ok, schaut euch das mal an und bitte nicht verzweifeln. So schlecht ist das nicht! Übrigens, der Empfänger ist funktionstüchtig!

Mal was zu den Bildern. Nee, is schon klaar... Ohne Erläuterung ist das schwer zu interpolieren, ähhhm, interpretieren meine ich.


Daher noch mal ein Bild vom Prozessor auf dem Digitalboard.


und jetzt zur Erläuterung eine dazu gehörige Skizze



So, jetzt mal was Erfreuliches: Die Pfostensteckverbindungen, also die Servo- und Telemetriestecker, sind löblicherweise THT Bauteile, also mit Beinchen, die durch die Platine gesteckt und dann verlötet werden. Da kann man mal ruhig dran ziehen ohne dass was abreisst. Da habe ich schon Empfänger gesehen, wo diese Stecker als SMD Teile ausgeführt waren, also Lötung nur auf der Leiterbahn. Wenn du an einem solchen Stecker mal ab und zu wackelst oder, was in dem Fall noch schlimmer ist, rumbiegst, wird sich die ganze Leiterbahn (Pad) vom Epoxy der Platine lösen und einen netten Haarriss verursachen. Das ist dann ganz grosse Mäusekacke.

Aber hier ist das gut gelöst, zudem sind die Servoanschlüsse ja auf einem gesonderten Board, dieses wiederum ist mechanisch gegenüber dem Digitalboard gut abgefangen.


So, die ersten Röntgenbilder


So, nun noch mal 'ne Totale. Ich finde er ist kerngesund

Und das war die Röntgenanlage

Jetzt noch das vernichtende Gesamturteil

Ich hatte zum Thema Funktionstest beim Hersteller noch was vergessen. Auf dem Digital-Board sind 5 Messpunkte bzw Durchkontaktierungen vorhanden, die ich auch in einem der Bilder als Programmieranschluss bezeichnet habe. Über diesen Anschluss könnte ggf. ein recht umfangreicher Test durchgeführt werden. Ich müsste jetzt das Schaltbild haben um zu sehen ob es sich hierbei um eine sogenannte JTAG Schnittstelle handelt. Wie gesagt, ich bin ohne Unterlagen nicht sicher. Wenn es so ist wie ich vermute, könnte der Hersteller mittels eines sogenannten Boundary Scan Tests von hier aus ziemlich viel an Prüftiefe abdecken. Ich vermute mal, er tut dies.

So und nun noch zum Gesamteindruck: Lassen wir die Perle mal weg, so was kann vorkommen, da sitzen nämlich lebendige Menschen, welche die optische Inspektion machen. Nach dem 20 Teil siehst'e da nichts mehr. Ist ein sch..Job und wahrscheinlich auch noch unterbezahlt. Nicht nur Ich habe die Lötqualität beurteilt, sondern auch mit mir einige unserer Technologen. Und wir sind alle der Meinung das die Lötqualität gut ist. Der mechanische Aufbau ist, wie schon zum Thema Stecker beschrieben, robust.

Wer nicht die Möglichkeiten zur Verfügung hat, die ich heute hier genutzt habe, sollte, außer zum eventuellen Antennentausch, das Gehäuse zu lassen.

Ich werde jetzt den getesteten Kandidaten in meinen Ventus einbauen und fliegen. Damit gebe ich zum Ausdruck das ich Vertrauen in das Ding habe. Ich hoffe, ich habe mit meinem Bericht keinem auf den Schlips getreten.

Gruß

Winfried Schüngel